In EM-Stimmung
Mit einem großen Fußballturnier ist es wie mit Weihnachten und der Frage im Vorfeld, ob man schon in Stimmung sei. Während der Heiligabend selten vergessen wird, wussten im Bekanntenkreis doch viele Leute nicht, dass die EM kurz vor der Eröffnung war, geschweige denn dass das Fußballturnier in Deutschland stattfinden würde. Wie man es von Weihnachten kennt, sagte ein Kollege in der vergangenen Woche auch, dass er noch gar nicht so in Stimmung sei. Ein anderer Weggefährte, mit dem ich fast sämtliche Spiele von Borussia Dortmund dieser Champions-League-Saison gemeinsam geschaut habe, meinte vor dem Schottland-Spiel, dass er wenn erst ab dem Halbfinale zum Public Viewing einsteigen wolle.
Die Presse tat ihr Übriges und witterte mit einer Rassismus-Umfrage die Chance, kontroverse Statements von Joshua Kimmich und Bundestrainer Julian Nagelsmann einsammeln und ausschlachten zu können. Die zugehörigen Kommentare auf einer großen Nachrichtenseite ließen sich zwar nicht als Empörungswelle gegenüber dem DFB bewerten, doch einer sommermärchenliken Stimmung war es nicht zuträglich. „Ich bin froh, wenn das Turnier vorbei“ ist, meinte einer der Kommentatoren, der wohl auch nach EM-Beginn wenig mit dem Ereignis anfangen können wird.
Auch als Fußball-Fan hatte man es im Vorfeld nicht unbedingt leicht in die Stimmung zu kommen und in dieser zu bleiben. Mit Hilfe der (Podcast-)Bubble (11 Freunde, derSechzehner & Co.), die nun zum Teil täglich erscheinen, gab es immerhin hilfreiche Unterstützung. Und spätestens mit dem Freitag, als man allerorts das erfolgreiche Spiel der deutschen Nationalmannschaft auf Leinwänden und über provisorische aufgebaute Fernseher in Bars und Restaurants flimmern sah, entfaltete und verstärkte sich ein Gefühl: die EM ist ENDLICH da!
Natürlich bleibt zu hoffen, dass es alles friedlich bleibt dieser Tage, doch die Bilder, die das Turnier gerade auch abseits von Toren und Zweikämpfen produziert, sind vielleicht und hoffentlich ein EM-Gefühl, dass es in Europa dieser Tage so dringend braucht, und wenn auch nur ein kleines Zeichen, dass Europa und in Europa zumindest nicht alles so katastrophal ist wie es gemacht wird. Auch der Fußballbekannte hat sich nach dem Schottland-Spiel gemeldet und gefragt, wo wir denn nun das nächste Gruppenspiel der Deutschen zusammen schauen werden.
Tipp am Rande: die Spiele gerade der vermeintlich kleinere Nationen auf der Tonspur „Stadionatmosphäre“ zu schauen, bereitet richtig Freude. Ähnlich wie die stimmungsvollen Bilder, die von Fans über Social Media geteilt werden.